Fassen wir mal die unglösten und womöglich sogar unlösbaren Probleme des Verhältnisses von Substanz und Attributen zusammen:
1) Die mathematische, logische Methode Spinozas beansprucht für Gott eine "notwendige Existenz", die sie eben aus der Definition bzw. aus deren Explikation entwickelt (causa seu ratio). In der Logik, wie auch in der analytischen Philosophie folgt aus einem Syllogismus bzw. aus dessen Schluss keine Existenz. Ein logischer Prämissen-Konsequenz zusammenhang ist kein realer Ursache-Wirkungszusammenhang. oder: Dadurch, dass wir ein Einhorn definieren, beweisen wir noch nicht, dass es wirklich Einhörner gibt. Es werden in der Logik lediglich die Bedingungen geklärt, unter denen Argumente gültig/wahr sind.
2) Wie schon in einem früheren Eintrag lässt sich, zumindest nicht nach den allgemeinen Ergebnissen derLogik/Mathematik/
analytischen Philosophie, das Viele nicht aus dem Einem, und nicht das Eine aus dem Vielen ableiten. Es lässt sich nicht entscheiden, ob die Welt ein Universum oder Pluriversum ist. Genau das aber versucht Spinoza in seiner Lehre von Substanz und Attributen zusammen bzw. nebeneinander zu denken.
3) Das Problem des Unendlichen ist mit 2) hier direkt verbunden bzw. identisch. Die Substanz hat die "Struktur" des Paradoxons von Russell: Es gibt keine Universalmenge die alles enthält, keine Menge aller Mengen. In meinen Worten ganz einfach deshalb, weil die Menge aller Mengen sich ständig zu sich selbst dazu addiert und wir einen unendlichen Regress erhalten. Ähnlich auch Gödel,
für den es in jedem begrenzten System Dinge gibt, die sich in ihm nicht beweisen lassen und man gezwungen ist, zu einem größeren System aufzusteigen, um diese zu erfassen. Spinozas Substanz bzw. Gott ist aber nichts anderes als der Tigersprung vom unendlichen Regress ins Absolute. Die Substanz ist die Menge aller Mengen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Georg Cantor aufgrund dieser Umstände dazu gebracht wurde ein Absolutes anzunehmen, etwas, das sich im Rahmen der Mathematik nicht erfassen lässt. Dabei setzt er das Absolute mit Gott gleich, das wiederrum dem en-sof der Kabbalisten entspricht,
die für Spinoza keine Unbekannten sind.
"Die Mathematik ist die Kunst des Unendlichen, weil sie, egal worauf sie ihre Aufmerksamkeit richtet, mit ihren unendlichen Mitteln grenzenlose Tiefe, Struktur und Ausdehnung offenbart." (Kaplan & Kaplan, 103)
Diese Kunst des Unendlichen lässt sich umgekehrt als die Lehre von der Substanz auffassen, die "alle Wissenschaften auf ein einziges anzustrebendes Ziel hinlenken will". (TIE, Einleitung, 16)
Um sich auf die Seite Spinozas zu schlagen, muss man mit der analytischen Philosophie brechen (Alain Badiou). Dies auf intellgente, nicht-esoterische Weise zu tun, darin besteht die Aufgabe.
In diesen Dingen bin ich blutiger Laie und lediglich durch folgende
populärwissenschaftlichen Titel informiert:
Aczel, Amir D., 2002: Die Natur der Unendlichkeit. Mathematik, Kabbala und das Geheimnis des Aleph. Rowohlt Taschenbuch
Kaplan, Robert/Kaplan, Ellen, 2003: Das Unendliche Denken. Eine Verführung zur Mathematik. Econ
außerdem:
Alain Badiou, 2002: Gott ist tot. Kurze Abhandlung über eine Ontologie des Übergangs. Turia + Kant
1) Die mathematische, logische Methode Spinozas beansprucht für Gott eine "notwendige Existenz", die sie eben aus der Definition bzw. aus deren Explikation entwickelt (causa seu ratio). In der Logik, wie auch in der analytischen Philosophie folgt aus einem Syllogismus bzw. aus dessen Schluss keine Existenz. Ein logischer Prämissen-Konsequenz zusammenhang ist kein realer Ursache-Wirkungszusammenhang. oder: Dadurch, dass wir ein Einhorn definieren, beweisen wir noch nicht, dass es wirklich Einhörner gibt. Es werden in der Logik lediglich die Bedingungen geklärt, unter denen Argumente gültig/wahr sind.
2) Wie schon in einem früheren Eintrag lässt sich, zumindest nicht nach den allgemeinen Ergebnissen derLogik/Mathematik/
analytischen Philosophie, das Viele nicht aus dem Einem, und nicht das Eine aus dem Vielen ableiten. Es lässt sich nicht entscheiden, ob die Welt ein Universum oder Pluriversum ist. Genau das aber versucht Spinoza in seiner Lehre von Substanz und Attributen zusammen bzw. nebeneinander zu denken.
3) Das Problem des Unendlichen ist mit 2) hier direkt verbunden bzw. identisch. Die Substanz hat die "Struktur" des Paradoxons von Russell: Es gibt keine Universalmenge die alles enthält, keine Menge aller Mengen. In meinen Worten ganz einfach deshalb, weil die Menge aller Mengen sich ständig zu sich selbst dazu addiert und wir einen unendlichen Regress erhalten. Ähnlich auch Gödel,
für den es in jedem begrenzten System Dinge gibt, die sich in ihm nicht beweisen lassen und man gezwungen ist, zu einem größeren System aufzusteigen, um diese zu erfassen. Spinozas Substanz bzw. Gott ist aber nichts anderes als der Tigersprung vom unendlichen Regress ins Absolute. Die Substanz ist die Menge aller Mengen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Georg Cantor aufgrund dieser Umstände dazu gebracht wurde ein Absolutes anzunehmen, etwas, das sich im Rahmen der Mathematik nicht erfassen lässt. Dabei setzt er das Absolute mit Gott gleich, das wiederrum dem en-sof der Kabbalisten entspricht,
die für Spinoza keine Unbekannten sind.
"Die Mathematik ist die Kunst des Unendlichen, weil sie, egal worauf sie ihre Aufmerksamkeit richtet, mit ihren unendlichen Mitteln grenzenlose Tiefe, Struktur und Ausdehnung offenbart." (Kaplan & Kaplan, 103)
Diese Kunst des Unendlichen lässt sich umgekehrt als die Lehre von der Substanz auffassen, die "alle Wissenschaften auf ein einziges anzustrebendes Ziel hinlenken will". (TIE, Einleitung, 16)
Um sich auf die Seite Spinozas zu schlagen, muss man mit der analytischen Philosophie brechen (Alain Badiou). Dies auf intellgente, nicht-esoterische Weise zu tun, darin besteht die Aufgabe.
In diesen Dingen bin ich blutiger Laie und lediglich durch folgende
populärwissenschaftlichen Titel informiert:
Aczel, Amir D., 2002: Die Natur der Unendlichkeit. Mathematik, Kabbala und das Geheimnis des Aleph. Rowohlt Taschenbuch
Kaplan, Robert/Kaplan, Ellen, 2003: Das Unendliche Denken. Eine Verführung zur Mathematik. Econ
außerdem:
Alain Badiou, 2002: Gott ist tot. Kurze Abhandlung über eine Ontologie des Übergangs. Turia + Kant
hans68 - am Mittwoch, 14. Juli 2004, 11:58